Apple Vision Pro und Varjo XR-3 sind auf den ersten Blick beide Mixed Reality Headsets, auf den zweiten Blick jedoch: grundverschieden
Im Vorhinein zur AWE in München gab Ori Inbar, der Initiator der AWE, eine Diskussionsrunde zur Apple Vision Pro mit namenhaften XR-Experten. Dabei waren unter anderem Jussi Mäkinen, Chief Brand Officer bei Varjo und Anshel Sag, VP & Principal Analyst AR/VR/XR bei Moor Insights and Strategies. Das neue Mixed Reality Headset Vision Pro von Apple wird erst Anfang 2024 in den US-Stores erscheinen, doch uns erreichen jetzt bereits Fragen zum Potenzial der Apple Vision Pro und dem Unterschied zur Varjo XR-3. Deshalb haben wir unsere Einschätzungen zur Apple Vision Pro und die Meinungen der AWE-Expertenrunde zusammengefasst und mit Varjo’s bisher deutlich teurerem XR-3 verglichen.
This is more capable, than everything else I've ever seen.
Apple Vision Pro ist ein Mixed Reality Headset, wie Meta Quest Pro, Meta Quest 3, HTC Vive Elite oder auch Varjo XR-3. Für industrielle und akademische Anwendungsgebiete ist XR-3 eines der professionellsten und fähigsten MR Headsets. Warum könnte Apple an dieser Stelle mit Varjo konkurrieren? Warum sind wir der Meinung, dass XR-3 und Vision Pro grundverschieden sind? Allein die technischen Spezifikationen zu vergleichen ist nicht genug, um zu verstehen, was Apple tatsächlich anders macht. Wie will Apple es schaffen Mixed Reality in unseren Alltag zu bringen?
Die Apple Vision Pro wird in Zukunft immer mehr iPhones ersetzen, immer mehr MacBooks ersetzen, bis wir in einer Zukunft angekommen sind in der diese Brillen die nächste Computerplattform sind. Das glaube ich. Ich bin sehr beeindruckt von diesem Gerät.
Es scheint, dass die Apple Vision Pro alle guten Funktionen bisheriger MR Headsets in bester Qualität vereint.
Dies sind die 6 wichtigsten Punkte mit denen Apple es unserer Meinung nach schafft XR Technologie zum Leben zu erwecken:
- Es sind keine Controller mehr notwendig. Gesten, Augen- und Sprachsteuerung erzeugen ein magisches Gefühl. Die direkte Kontrolle, ohne dazwischengeschaltetes Gerät, ist ein Schlüssel zu den Herzen der Apple-User.
- Das Video-Pass-Through ist vermutlich herausragend. Anshel Sag (Principal Analyist, Moor Insights & Strategy) vermutet, dass Apple wohl gerne ein AR-device entwickelt hätte. Aber die technischen Limits sind heute noch zu groß, um dem Nutzer ein angenehmes Erlebnis zu bieten.
- Ein wertiges Gehäusedesign aus dreidimensional geformtem Glas und Aluminium Rahmung in Kombination mit einem Gesichtspad aus flexiblem Material, welches sich individuell an die Gesichtsform anpasst, von Apple Light Seal genannt.
- Integration ins Apple Ökosystem zum Beispiel durch das iPhone 15 und der Funktion 3D-Bilder aufzunehmen und sich mit der Vision Pro immersiv anzusehen. Oder: Zum Öffnen der bereits laufenden Anwendung auf dem MacBook genügt ein Blick durch die Apple Vision Pro auf das Mac Display und die Anwendung öffnet sich im Raum und kann beliebig großgezogen werden. Selbst Office 365 Apps sollten integriert werden. Außerdem wird der Bekanntheitsgrad von Mixed Reality bzw. Spacial Computing unserer Erwartung nach stark ansteigen. Dank der Verbreitung durch die Applestores.
- EyeSight ist eine der Funktionen, die tatsächlich revolutionär sind, denn bisher gibt es kein Gerät, das diese Funktion integriert hat. Durch EyeSight ist es möglich die Blickrichtung des Apple Vision Pro Nutzers für andere sichtbar zu machen. Das ermöglicht ein normales Gespräch, ohne die Brille absetzen zu müssen. Damit wird die Kommunikation mit Personen im gleichen Raum einfacher, das Gerät stellt keine Barriere mehr dar, sondern dient als Brücke für einen Austausch zwischen Menschen, ohne den Workflow oder die Experience in Mixed Reality unterbrechen zu müssen.
- Datenschutz mit Optic ID ist ebenso ein Merkmal, das bisher einzigartig ist. Da bei Apple der Datenschutz traditionell hochgeschrieben wird, sind auch hier die Daten sicher. Die Iris-Daten sind lokal gespeichert und werden nicht an Apple-Server weitergeleitet.
If there's something where Apple is a master at, it is the user experience.
"Are you afraid?" - Die Chance für Varjo
Angesichts dieser Features und diesem neuen Maßstab fragt Ori Inbar in seiner AWE-Gesprächsrunde Jussi Mäkinen:
"Are you afraid?"
Jussi Mäkinen (Chief Brand Officer, Varjo):
"No, we are super happy that Apple came with the part, that is an excellent product, and obviously people are getting excited, expanding the market.“
Wir können diese Antwort gut nachvollziehen. Lange stand Varjo mit seinem 70ppd Human Eye Resolution Display (uOLED) ziemlich allein an der Spitze. Doch das Alleinstellungsmerkmal hat auch eine Schattenseite. Denn wer Varjo außerhalb professioneller Anwendungen aus dem akademischen oder industriellen Bereich nutzen wollte, fand nahezu keine gängige Anwendung in dieser Auflösung. Sodass der Vorteil einer hohen Auflösung, beispielsweise im Spielebereich, nicht zur Geltung kommen konnte. Auch Eye-Control und Gestensteuerung sind Funktionen, die zusätzlichen Entwickleraufwand bedeuten. Deshalb war Varjo lange ein Nischenprodukt im B2B-Bereich. Mit Apple Vision Pro könnte der Grafikanspruch allgemein steigen. Und somit steigt zukünftig auch die Auswahl der Softwareprodukte für Varjo. Auch Eye-Control, Sprachsteuerung und Gestensteuerung könnten zum Standard für Mixed Reality und Virtual Reality Anwendungen werden.
Die AWE-Diskussionsrunde ist sich einig: Die Vorankündigung von Apple ist ein Call-to-Action an Softwareentwickler.
Und wir sehen einige unserer mittelständischen Softwarepartner, die ihr Produkt für VisionOS öffnen wollen. Anshel Sag (Principal Analyist, Moor Insights & Strategy) vermutet auch, dass Apple das Vision Pro Headset deswegen bereits im Juni 2023 vorangekündigt hat.
Apple had to lounge it, because of the need to get it in developers hands. Because they need the developers to actually take advantage of the eco system and start building apps towards spacial computing. They are able to get the developers to build applications towards this maximum possible experience."
Die Anwendungsgebiete der Apple Vision Pro und der Varjo XR-3 sind grundverschieden. Stimmt das?
Ori Inbar wundert sich weshalb Apple Demos mit nahezu alltäglichen Dingen, wie TV schauen, oder am Laptop arbeiten wirbt und die eigentlichen Möglichkeiten von fortgeschrittenem Spacial Computing eher ausklammert. Er stellt sich die Frage, ob das Gerät daher weniger auf industrielle Anwendungsbereiche ausgelegt ist, obwohl die technischen Voraussetzungen für einen professionellen Einsatz sprechen würden. Jussi Mäkinen – Chief Brand Officer, Varjo sagt dazu, dass Varjo im Vergleich die Anforderungen der Industrie anspricht. Varjo XR-3 ist für Designer, Entwickler, Piloten, Astronauten, diejenigen welche die höchsten Anforderungen haben.
You can clearly see, that where they are heading is the consumer market.
Anshel Sag glaubt, dass die Apple Vision Pro folgende Zielkonsumenten hat:
- Softwareentwickler
- Apple Enthusiasten, Jemand der bereits stark in das Apple Ökosystem investiert hat und bereit ist mit kleineren Bugs und „First-Version-Challenges“ klarzukommen.
- Unternehmen, die den Workflow mit dem Headset intern testen wollen (obwohl die meisten Unternehmen seiner Meinung nach noch nicht bereit dafür sind).
Wir beobachten für Sie die Entwicklungen im XR-Bereich
Wie Apple Vision Pro tatsächlich bei den Anwender:innen ankommen wird und welche Pläne Varjo verfolgt, werden wir weiterhin für Sie beobachten. Sobald es etwas Neues gibt, informieren wir exklusiv über unseren Newsletter. Werden Sie einer oder eine der Ersten, die neue Geräte und passende Software in unserem UX Lab ausprobieren dürfen. Erfahren Sie von qualifizierten Experten, wie Extended Reality (XR) bzw. Spacial Computing in Ihrem Unternehmen erfolgreich eingesetzt werden kann.
Autorin: Evelyn Weinert
Business Development, IMSYS
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